Blick auf die Dresdner Elbschlösser |
Am 07.10.2013 war es nun so weit. Das Wetter nebelig und mehr oder weniger grau in grau, leider. Das Ticket hielt ich bereits seit einiger Zeit in meinen Händen. Pünktlich am Dresdner Flughafen angekommen klappte der Check-in problemlos. Die Aufregung hielt sich wider erwarten bis zum Vorabend des Starts in Grenzen. Das änderte sich ein wenig als ich vom Panorama-Ausblick am Flughafen den vorigen Flug starten sah.
Blick über Dresden auf die Altstadt und das Stadion der SG Dynamo Dresden |
Die Startzeit rückte näher, also ab durch die Personenkontrolle zum Abflug-Gate (Gate 12, falls es Jemand wissen möchte). Für mich etwas Neues, habe ich doch bisher nur aus dienstlichen Gründen hinter die Personen- und Gepäckkontrolle geschaut, ohne mit einem Fluggerät abzuheben. Und genau da war sie, die erste Hürde. "Ihr Benzinfeuerzeug dürfen Sie nicht mit an Bord nehmen...". Fragezeichen, las ich mir doch vorher die Bordbedingungen genau durch. Aber ich hatte mir es eben falsch gemerkt. "Rauchutensilien (außer Benzinfeuerzeuge) ..." musste ich mich dann selbst korrigieren.
Mit dem Shuttle am Fluggerät angekommen, stellte sich die Bordcrew vor. Voller Ehrfurcht lauschte ich den Worten der Besatzung. Insgesamt fünf Personen kümmern sich um die alte Tante. Ein Pilot, ein Co-Pilot, ein Flugingenieur und zwei Techniker am Boden. Wobei ich nun weiß das es Flugingenieure eigentlich nicht mehr gibt. Sie aber zum Fliegen einer JU 52 (und anderer nostalgischen Fluggeräte) erforderlich sind. Uns wurde erklärt, dass es sehr schwer ist Nachwuchs zu finden. Die zwei Techniker am Boden fliegen sinngemäß mit der JU 52 von Ort zu Ort mit um am Boden die technischen Überprüfungen zu machen, da dies den örtlichen Flughäfen nicht möglich ist. Ebenfalls erwähnenswert, die komplette Crew arbeitet ehrenamtlich für die Deutsche Lufthansa Berlin-Stiftung, welche die JU 52 unterhält. Gemäß Aussage der Crew ist die Unterhaltung nicht kostendeckend, was bei den enormen Wartungsarbeiten durchaus nachvollziehbar ist.
Blick über Dresden auf die Altstadt und die Elbe |
Ich habe meinen Platz schnell gefunden, möglichst nicht im vorderen Teil wurde mir vorher noch von einem guten Freund gesagt. "Sonst sitzt du auf der Tragfläche...". Daher ein Sitzplatz im hinteren Bereich. Luxus sieht anders aus. Meine Körpergröße von 1,82m bekomme ich gerade so auf den Sitz, meine Knie klemmen am Vordersitz, wackeln oder rutschen ist somit ausgeschlossen. Trotzdem werden wir zumindest bei Start und Landung zum Anschnallen ermahnt. Gerade überlege ich mir wie man damit Langstreckenflüge absolviert hat, ruft der Co-Pilot bereits zur Sicherheitseinweisung auf. Notausgänge usw. "Der vordere Notausgang darf erst benutzt werden wenn die Propeller stehen ..." ... Ach so. Die Flugpassagiere über den Tragflächen werden mit ihrer wichtigsten Aufgabe vertraut gemacht und damit motiviert, da sie ja sonst nicht viel sehen. Der Blick auf die Benzinanzeige, welche sich bei der JU 52 sichtbar über den Propellern befindet. Ist sie bei Null, geht das schlecht für uns aus, Gelächter ...
Und dann ist es endlich soweit, kurzes innehalten auf der Startbahn um die Propeller zu synchronisieren, und dann hebt sie ab, quasi fast aus dem Stand. (PS: Sie ist berühmt für ihre kurze notwendige Start- und Landebahn). Es geht langsam (und laut) auf 600m Höhe mit einer dezenten Kurve in Richtung Dresdner Innenstadt. Jetzt denke ich das erste Mal: ich fliege, in einer fast 80 Jahre alten Blechbüchse. Ich denke an meinen Großvater, welcher als Lehrling in den Junkers Flugzeugwerk AG in Dessau diese Maschine mitgebaut hat. (PS: Einer der Gründe, warum ich unbedingt mit ihr fliegen wollte). Wir fliegen weiter, die Waldschlößchenbrücke, das Blaue Wunder ... "In Kürze erreichen wir die Burg Königstein und drehen dort einige Schleifen, damit jeder Fluggast den gleichen Ausblick hat..." schallte es vom Piloten durch das Flugzeug. Burg Königstein? Erst zu Hause viel mir ein, dass daran was falsch war. Es heißt natürlich Festung Königstein ... Tatsächlich ging es mir bis zu diesem Zeitpunkt recht gut. Die engen Schleifen über der Festung Königstein machten mir dann doch etwas zu schaffen. Das sich dieses Fluggerät so extrem neigt war mir natürlich nicht bewusst.
Zurück ging es dann die ähnliche Strecke mit einer Fluggeschwindigkeit von 180 km/h, erst jetzt konnte ich aber aufgrund meiner rechten Sitzposition den Blick über die Dresdner Altstadt genießen. Nach einigen Schleifen über Frauenkirche, Schloß und Zwinger ging es zurück zum Flughafen. Nach einer halben Stunde setzte die Tante JU in Dresden-Klotzsche gemächlich auf der Landebahn auf. Die im Vordersitz bereit gestellten Tüten habe ich nicht benötigt, auch wenn ich, warum auch immer, die Landung am "schlimmsten" fand. Majestätisch und mit insgesamt 17 stolzen Passagieren rollten wir über die Landebahn zum Parkplatz zurück. Eine halbe Stunde die mein Leben veränderte. Ein unglaubliches Erlebnis an welches ich noch lange denken werde.
Natürlich habe ich auch einige Bilder von Dresden gemacht, knapp 70 sind es geworden. Trotz des nebligen Wetters sind sie doch einigermaßen (mit etwas Nachbearbeitung) vorzeigbar. Nach und nach werde ich sie in diesem Facebook-Album veröffentlichen.
Die Tante Ju (Junkers Ju 52/3m) der Deutschen Lufthansa Berlin-Stiftung auf dem Dresdner Flughafen |
Für die Historiker und Technikfreaks unter euch: Ich bin mit einer von noch acht flugfähigen Junkers Ju 52/3m geflogen. Sie wird, wie schon oben erwähnt, von der Deutsche Lufthansa Berlin-Stiftung instand gehalten und betrieben und ist in Hamburg beheimatet. Baujahr 1936 ist sie nun fast 80 Jahre alt. Sie bietet als ursprünglich konstruiertes Transportflugzeug 15+2 Passagieren Platz. Sie ist gespritzt im ehemaligen Lufthansa-Farbschema als D-AQUI des Jahres 1936, besitzt Pratt & Whitney-Motoren und ist umgerüstet auf 3-Blatt-Propeller, bis 1984 war sie bekannt als Iron Annie N52JU. Immerhin sind insgesamt etwa 4.800 Maschinen der JU 52 gebaut worden.
Wer wie ich jetzt keine Angst mehr vorm Fliegen hat und dieses besondere Feeling erleben möchte findet hier den Flugplan. Für den halbstündigen Rundflug muss man mit Kosten von derzeit ca. 200€ rechnen. Vielen Dank an die Deutsche Lufthansa Berlin-Stiftung und alle Freunde die mir dieses Erlebnis ermöglicht haben.
Empfehlung: Mein Rundflug mit der Ju 52 - „Tante Ju“ – Ein Bericht bei mielke.de
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